Die Via Regia, einst ein historisch bedeutender Handelsweg in der Mitte Europas, ist heute eine der bedeutenden Kulturrouten des Europarates. Grimma liegt am Wegeverlauf und ist mittlerweile sogar anerkannter VIA REGIA Begegnungsort in Sachsen. So lag es nahe im Rahmen der Europawoche am 11. Mai 2019 im Rathaussaal in Grimma Zeitzeugen einzuladen, die ihre bewegenden und einprägsamen Geschichten ihrer Lebens-Wege entlang der Via Regia zum Vortrag bringen. Glaubenskonflikte sind nicht nur in der heutigen Zeit ein Grund die angestammte Heimat zu verlassen, um andernorts Zuflucht und ein neues Zuhause zu finden. Der aus Jelenia Gora / Hirschberg in Polen angereiste Hochschulprofessor Dr. Josef Zaprucki stellte in seinem interessanten Referat die Emigration von Protestanten aus dem Zillertal, die auf Geheiß des damaligen Österreichischen Kaisers Ferdinand I. 1837 aus ihrer Heimat ins seinerzeit preußische Niederschlesien ausgewiesen wurden, der Vertreibung der ,,Schwenckfelder“ ( Anhänger des Reformators und Theologen Caspar Schwenckfeld von Ossig ) Mitte des 15 Jahrhunderts aus Schlesien gegenüber. Die Schwenckfelder wanderten nach Pennsylvania aus und gründeten dort ihre eigene Kirche. Die Zillertaler Protestanten wurden am Fuße des Riesengebirges in Zillerthal ansässig. Von Flucht und Vertreibung geprägte Familienschicksale zeigen die Zeitzeugenberichte von Menschen aus der Region Grimma. Martina Hättasch, Gästeführerin der Stadt, las aus den Tagebuchaufzeichnungen "Flucht und Vertreibung“ von Ruth Müller, bevor sie schließlich sichtlich bewegt auf das Vertriebenenschicksal ihrer Mutter und somit ihrer eigenen Familien-Geschichte zu sprechen kommt. Der gebürtige Grimmaer Dr. Karl-Heinz Otto hat seine Flucht-, Kriegs- und Nachkriegserlebnisse im Zuge des letzten Weltkrieges in Grimma und Umgebung in seinem Buch "Meine Kindheit im Osterland“ zusammengefasst. Die Leipziger Künstlerin Petra Hermann-Hensel rezitierte daraus. Den Umbruch um den Herbst `89 in Leipzig brachte der Foto-Dokufilm "Wir sind das Volk“ der Fotojournalistin Edith Tar zum Ausdruck. Gepaart mit den Tagebuchaufzeichnungen "Blende 89 – Tagebuchaufzeichnungen vom 3.10.89 – 3.10.90“ vom Schriftsteller Radjo Monk rundete diese Doku-Lesung die VIA REGIA LITTERATURA – Veranstaltung schließlich eindrucksvoll ab.
Die vom VIA REGIA Begegnungsraum Landesverband Sachsen e.V. kooperierend initierte Veranstaltungsreihe soll auch im nächsten Jahr in einem weiteren Ort entlang der VIA REGIA in Sachsen so interessierte Besucher, wie in Grimma finden.