Derart prominente Gäste empfängt die WaldWerkStatt+ nicht alle Tage. Petra Köpping persönlich kam neulich in das Jugendberufshilfeprojekt der Diakonie Leipziger Land. Im Gepäck hatte die sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt einen Förderbescheid über eine Zuwendung in Höhe von rund 450.000 Euro – Gelder vom Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) und vom Freistaat Sachsen.
„Damit ist unsere Arbeit bis März 2024 gesichert“, sagte Projektleiterin Nicole Möller. Gemeinsam mit ihrem Team führte sie die Gäste durch die liebevoll gestalteten Räume in der Grimmaer Bahnhofstraße. Hier können Jugendliche ankommen, die an der Schwelle zum Berufseinstieg ins Stolpern geraten sind und oft einen langen Weg des Scheiterns hinter sich haben. Wie sie dann aufgefangen, gefördert und gefordert werden, wie sie Tagesstruktur und Durchhaltevermögen trainieren und lernen, wie man an sich glaubt – davon konnte Petra Köpping einen guten Eindruck bekommen. Vom Team ließ sie sich die „Kompetenztafel“ erklären, wo viele Jugendliche oft nach langer Zeit zum ersten Mal wieder positive Rückmeldungen bekommen. Mit Felix Baumeier, dem Leiter des Kommunalen Jobcenters, sprach sie über Erwartungen an das Bürgergeld und den Sinn von Sanktionen. Die Ministerin schaute den jungen Menschen beim Sägen und Backen über die Schulter, plauderte mit ihnen über Rezepte und den herrlichen Duft von Holz.
„Wir können es uns nicht leisten, das Potenzial dieser Menschen liegenzulassen“, sagte sie. Gerade in diesen schwierigen Zeiten sei es wichtig, soziale Arbeit hochzuhalten. Dass das Geld aus dem Förderbescheid in der WaldWerkStatt+ gut angelegt ist – davon ist sie nach ihrem Vor-Ort-Besuch überzeugt. „Herzlichen Dank für die tolle Arbeit in diesem Projekt. Wertvolle junge Menschen, die es schwer hatten, können hier einen neuen Start erleben“, sagt Petra Köpping, die neben vielen guten Eindrücken einen selbst gesägten Stern aus der WaldWerkStatt+ mitnimmt, den sie in ihr Büro stellen will.
Das Jugendberufshilfeprojekt WaldWerkStatt+ hat eine Laufzeit von 18 Monaten und kann bis zu 24 Teilnehmende aufnehmen. Zielgruppe sind benachteiligte junge Menschen bis zu Vollendung des 27. Lebensjahres, die die allgemeine Schulpflicht in der Regel erfüllt haben und vorrangig aus dem Landkreis Leipzig stammen. Das Vorhaben ist ein sozialpädagogisch begleitetes Qualifizierungs- und Beschäftigungsvorhaben mit überwiegend fachpraktischer Anleitung und Vermittlung in Bereichen Holz- und Forstwirtschaft sowie Hauswirtschaft. Stützunterricht in Mathematik, Deutsch und Fachtheorie sind Bestandteile des Projektes.
Sozialministerin Petra Köpping: »Mit der Förderung dieses Vorhabens können die Integrationschancen sozial benachteiligter oder individuell beeinträchtigter junger Menschen in das System der Ausbildungs- und Erwerbsarbeit effektiv verbessert werden. Die Unterstützung der Teilnehmenden durch Sozialpädagoginnen und Fachanleiter trägt dazu bei, Benachteiligungen und Defizite abzubauen und eigene Ressourcen zu aktivieren.«
Hintergrund:
Das Jugendberufshilfeprojekt WaldWerkStatt+ ging im Jahr 2008 an den Start. Dessen Ziel ist es, junge Menschen ohne Lehrstelle, Schulabschluss und Arbeitsplatz mit praktischen Einsätzen in Holz- und Forst- sowie Hauswirtschaft, Stützunterricht, Kompetenztraining und viel Zuwendung ins Leben zu begleiten und an den Arbeitsalltag heranzuführen. Insgesamt haben bisher über 400 Jugendliche das Projekt durchlaufen – zum großen Teil nachweislich erfolgreich: Über 60 Prozent schafften den Sprung in eine Ausbildung, Therapie, Berufsvorbereitung o. Ä. Kontakt: Tel. 03437 982484.
Im Juni 2022 hat das Sächsische Kabinett die Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt zur Förderung von aus dem Europäischen Sozialfonds Plus mitfinanzierten Vorhaben der Förderperiode 2021 bis 2027 verabschiedet. Zur Umsetzung dieser stellen die EU und der Freistaat Sachsen in den kommenden Jahren rund 90 Mio. Euro zur Verfügung. Weitere rund 6 Mio. Euro werden aus Drittmitteln erbracht. Über die Richtlinie werden verschiedene Fördergegenstände umgesetzt, so auch Jugendberufshilfevorhaben. In einer ersten Förderrunde können zwölf dieser Vorhaben im Freistaat Sachsen gefördert werden. Jugendberufshilfen werden vom Sozialministerium seit der ESF-Förderperiode 2007–2013 gefördert. Evaluierungen aus vorherigen Förderperioden zeigen, dass die Vorhaben für viele junge Teilnehmende eine Annäherung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bewirkt. Die Förderquote beträgt 90 Prozent aus EU- und Landesmittel. Zehn Prozent der Mittel werden über Trägern der öffentlichen Jugendhilfe (Kommunen) finanziert.