Er ließ Quellen erspringen, ging trockenen Fußes über die Elbe und flog mit einem Fluggerät zwischen Grimma und Meißen. Weil er die Stille und die Natur so liebte, wählte er den Grimmaer Ortsteil Nauberg als sein Refugium. In der Kapelle des Dorfes ließ er sich eine Zelle als Wohnraum einrichten. Darin lebte er längere Zeit in tiefer Beschaulichkeit. Um in der Stille der Natur zu beten, ging er nachts gern hinaus. Überall, wo er seinen Fuß hinsetzte, gedieh das Korn prächtiger und wurde früher reif als anderswo. Wenn er wollte, so erzählten die Einwohner, konnte er in Meißen zum Gottesdienst gehen und am Vormittag wieder in Nauberg sein. Auf den Feldern rund um Nauberg holte er sich dann die Kraft und den seelischen Beistand zur weiteren kirchlichen Tätigkeit. Nebenbei segnete er das Land, und davon profitierten wiederum die Bauern. So avancierte Benno zum Dorfheiligen für Nauberg. Die Kapelle soll noch 1517 gestanden haben, war aber baufällig. In ihr stand zum Andenken an den Bischof sein Bild, welches mit der Inschrift Sancta Benno versehen war.
Die angebliche Altarplatte der Kapelle, Zählstein genannt, liegt heute mitten im Dorf auf dem Platz unter der Linde am "Dreieck". Der mittelalterliche Stein diente dazu, dass die Bauern des Ortes darüber ihre Abgaben an die Mönche des Klosters Buch entrichteten. Ursprünglich befand sich der mysteriöse Zählstein in der Alten Schanze, einem slawischen Ringwall, der auch Sorbenschanze genannt wird. Die Steinplatte kam 1925 in ein Bauerngehöft und wurde 1965 an ihrem jetzigen Platz aufgestellt.
Zwei Figuren aus der Kapelle Nauberg
Es gibt noch zwei Überbleibsel aus der Nauberger Kapelle. Im Chemnitzer Schlossbergmuseum sind zwei spätgotische Figuren ausgestellt: Der heilige Hieronymus und der Apostel Andreas sind zu sehen. Hieronymus trägt einen goldenen Ornat und den Hut eines Kardinals, mit einem Löwen als "Attribut". Andreas hält ein Kreuz aus Ästen. Diese prächtig vergoldeten Figuren werden dem "Meister des Hochaltares der Meißner Frauenkirche" zugeschrieben, um 1510 entstanden. Man weiß aber nicht, wo sich die Werkstatt befand. "Man geht davon aus, dass die Figuren aus einem Flügelaltar in der Kapelle Nauberg stammen, die bis zur Reformation vorhanden war. Es ist belegt, dass die beiden Figuren nach Zschoppach und später nach Dresden kamen. Man weiß, dass sie aus Nauberg mit dem gesamten Inventar der Kapelle nach Zschoppach kamen", so Rudolf Priemer.