Die Mutzschener Kirche war gut gefüllt. Gespannt warteten die Besucher auf ein ganz besonderes Erlebnis. Die Künstlerin Anna Schimkat, die derzeit im Künstlergut Prösitz weilt und die zudem eine der Stipendiatinnen ist, hat mit ihrem Kunstwerk schon ein gutes Stück ihrer vor Ort entwickelten Idee realisieren können.
Seit Jahren untersucht die Leipzigerin Anna Schimkat Klänge und Geräusche jeglicher Art. In diesem Projekt, erforschte sie den Klang, der aus Stahl gegossenen Glocken der Stadtkirche von Mutzschen, die nach dem Krieg die Historischen ersetzen mussten, die im 2. Weltkrieg wegen ihrer Bronze zur Waffenproduktion eingeschmolzen worden waren.© Detlef Rohde Mit dem Kirchenchor, unter der Leitung von Katharina Nicolaus erarbeitete die Künstlerin ein Experiment, in dem der Chor die Klänge der drei Glocken aufnahm und Texte sang, die auf den jeweiligen Glocken zu lesen sind. Ein besonderes Highlight war dabei auch, dass der Organist Tobias Nicolaus die Klänge der Orgel synchron abnahm und in Perfektion auf seinem Instrument wiedergab und ergänzte.
Es war ein Erlebnis der besonderen Art, das es so in Mutzschen noch nie gab und vermutlich auch nie wieder geben wird. Auf einmal fand melodische Experimentalmusik, die einem Karl-Heinz Stockhausen von ihrem Aufbau her zur Ehre gereicht hätte, im ländlichen Raum und nicht in irgendeiner Metropole statt. Es waren viele Proben nötig, um den Organisten, den Chor und die Glocken, die vom Glöckner Gero Weigelt gespielt worden waren, zu synchronisieren.
Um den Klang der Glocken auch in der Kirche hörbar zu machen, hatte die Künstlerin zusätzlich ein Team von Technikern mitgebracht, die das Läuten vom Kirchturm in das Kirchenschiff übertrugen.
Anna Schimkat ist es gelungen, Kunst, Wissenschaft und Menschen in Perfektion harmonisch zusammen zu bringen und erklingen zu lassen. Deswegen erhielt sie mit ihrem Mutzschener Projekt im Rahmen des Programmes „180 Ideen für Sachsen“ einen von drei Preisen durch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Zum Abschluss des Konzertes gab es auf dem Marktplatz in Mutzschen noch eine Klanginstallation, die auch im Frühjahr 2020 im Rahmen der Stipendiatinnenausstellung des Künstlergutes Prösitz in Grimma aufgebaut sein wird.
Für die, die es nicht in die Kirche geschafft haben, wird es in absehbarer Zeit einen Videofilm zu diesem Projekt geben. Einen genauen Erscheinungstermin teilt das Künstlergut Prösitz rechtzeitig mit.