Einer von zehn Eisenmetoritenfunden in Deutschland – Der „Grimmaer Komet“,© Museum der Natur - Stiftung Schloss Friedenstein GothaDer Wittenberger Juristensohn Ernst Florens Friedrich Chladni (1756 - 1827) war von 1771 bis 1774 Schüler an der Grimmaer Landesschule und erwarb sich die Voraussetzungen für das Studium der juristischen Wissenschaften an der Leipziger Universität. Der Anwalt war außerdem musikalisch begabt und interessierte sich als naturwissenschaftlich aufgeschlossener Mensch für das Phänomen Klang, das er auch zu ergründen versuchte. Seine Theorie des Klanges legte er 1787 gedruckt vor. Die Phänomene des Himmels veranlassten ihn ebenfalls zu tiefem Nachdenken über Sternschnuppe, Kometen und Meteoriten. Seine Gedanken dazu legte er 1787 dar: „Über den Ursprung der von Pallas gefundenen und anderer ihr ähnlicher Eisenmassen“. Chladni, der weltweit anerkannte Begründer der wissenschaftlichen Meteoritenforschung fand hier kaum die Bekanntheit einiger anderer ehemaliger Landeschüler, die alle miteinander genauso zufällig hierher kamen und außer Magister Lorenz nie wieder etwas mit der einzigartigen Landesschule zu tun hatten. Dabei hat fast jeder einmal die „Chladnischen Resonanzfiguren“ gesehen. Ab und zu spukt der „Grimmaer Eisenmeteorit“, über den man sich in Fachkreisen kaum einigen kann, weil er keine eindeutigen Fundkoordinaten hat und die Angabe „bei Grimma“ recht ungenau ist. Ob es auch hier so sein sollte, dass das Objekt unklarer Herkunft zugesprochen bekommt, der zuerst Anspruch darauf erhebt? Der sachliche Hintergrund ist schnell überschaut: In der naturwissenschaftlichen Sammlung der Stiftung des Schlosses Friedenstein in Gotha lag der 0,9 Kilogramm schwere und rätselhafte „Eisenmeteorit von Grimma“. Er wurde 1724 gefunden, soll aber schon zwischen 1540 und 1550 hier eingeschlagen sein. Über die oft aufschlussreichen Fundumstände weiß man nichts. Sicher handelt es sich um einen Zufallsfund und ein beachtetes Kuriosum, das in die Hände eines Liebhabers geriet. Es ging auch in den folgenden Zeiten nicht unter. Erst seit er in einem „Raritätenkabinett“ liegt, hat der Meteorit eine Spur. Er kam jedenfalls 1724 in die Sammlung Curt Alexanders von Schönberg, die Ernst Friedrich von Schlotheim übernahm und an den Herzog Ernst II. von Sachsen, Gotha und Altenburg übergab, wodurch er nach Gotha gelangte. Immer mal wieder beschäftigt sich jemand damit, ohne den Fundort nachweisen zu können. Der Meteorit ist derzeit als Leihgabe im Schloss Freudenstein in Freiberg. Die Bergakademie Freiberg hat sich wissenschaftlich damit beschäftigt und das genaue Gewicht mit 815 Gramm bestimmt; es handelt sich um das „Metall Siderophyr“. Der Name erscheint seltsam, aber das Fundstück ist außerirdischer Herkunft. Vielleicht ist er als „intergalaktisch“ zu bezeichnen? Der Anschliff des „Klumpens“ hat im Inneren eine poröse Struktur mit dichteren Partien, die violett erscheinen, ansonsten herrschen rötlich-braune Töne vor. Im Gegensatz zu den sehr kompakten Steinmeteoriten ist „der Grimmaer Meteorit“ von einer äußerlich nicht festen Form. Es gibt auch ungewiss vage Vermutungen über einen Fundort im Raum Naunhof, Steinbach oder dem Erzgebirge. Ob es um die anderen zehn Fundorte ähnlicher Eisenmeteorite in Deutschland mehr Wissen gibt, ist hier offen. Ein wissenschaftlicher Nachlass Chladnis ist unbekannt. Dass der spätere Begründer der wissenschaftlichen Meteoritenforschung in der Landesschule „St. Augustin“ lernte und lange vor ihm hier ein Meteorit niederging sind zwei eigenartige und bemerkenswerte Dinge.
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Der Grimmaer Meteorit
Der Grimmaer Meteorit
Der "Komet" ist einer von zehn Eisenmetoritenfunden in Deutschland. Ein Beitrag von Rudolf Priemer.
Meldung vom 21.04.2022Letzte Aktualisierung: 10.10.2022