© Frank Teichert Vor 150 Jahren wurde der letzte Abschnitt an der Bahnstrecke Borsdorf/Coswig geschlossen. Zum Jubiläum am 22. Dezember fuhr die geschmückte Lok 112 565-5 mit drei Reisezugwagen, davon eine Speisewagen, die Strecke ab. Der Eisenbahnfreundeskreis Westsachsen Böhlen/Großsteinberg organisierte die Festtour und stimmte sich im Vorfeld mit der an Linie anliegenden Eisenbahnvereinen und -unternehmen ab. Reinfried Polter vom Eisenbahnfreundeskreis kennt die Chronik der Strecke: „Die Bahnlinie Borsdorf (Sachs) – Grimma – Coswig (b Dresden) ist eine Hauptbahn in Sachsen, die ursprünglich durch die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie erbaut und betrieben wurde. Sie war einst Teil einer Fernverbindung zwischen den sächsischen Metropolen Leipzig und Dresden und verbindet mehrere Wirtschaftszentren.“ Die Strecke über Grimma, Döbeln und Meißen war die zweite Verbindung zwischen Leipzig und Dresden. Die bereits 1839 erste eröffnete Leipzig-Dresdner Eisenbahn führte über Wurzen und Riesa. Bis 1864 zogen sich die Verhandlungen zwischen der Staatsregierung und der Leipzig-Dresdner Eisenbahnkompagnie (LDE) hin, ehe sich die LDE bereit erklärte, eine zweite südlich verlaufende Verbindung zu errichten. Am 14. August 1865 begannen die Bauarbeiten zwischen Borsdorf und Naunhof, am 14. Mai 1866 konnte zwischen Borsdorf und Grimma der Zugverkehr aufgenommen werden. Der Zugbetrieb bis Leisnig ging am 27. Oktober 1867 in Betrieb. Ein Felsrutsch am Bischberg bei Schweta verzögerte die Aufnahme des Bahnbetriebes bis Döbeln bis 2. Juni 1868. Am 25. Oktober 1868 erreichte der erste fahrplanmäßige Zug Nossen und am 22. Dezember 1868 wurde der letzte Teilabschnitt zwischen Nossen und Meißen eröffnet. Damit war die bahnamtlich als BC-Linie bezeichnete Strecke Borsdorf–Coswig komplett. Zwischen Meißen und Coswig bestand der Bahnbetrieb schon seit 1860. Der Bau der Bahnlinie hatte etwa 22,5 Millionen Mark gekostet. Das Verkehrsaufkommen entwickelte sich vor allem nach Eröffnung zahlreicher abzweigender Nebenstrecken erfreulich. Bis 1939 war ein zweites Streckengleis von Borsdorf über Grimma und Großbothen bis nach Tanndorf fertiggestellt. Von Meißen erfolgte zweigleisiger Betrieb bis Döbeln Hbf. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges bewirkte jedoch das Ende der Bauarbeiten für die Zweigleisigkeit. Vor Kriegsende kam der Verkehr völlig zum Erliegen, da Brücken zum Opfer fielen. Die zerstörten Brücken konnten im Sommer 1945 zunächst provisorisch wieder befahrbar gemacht werden. Auf Befehl der Sowjetische Militäradministration in Deutschland wurden 1946 rund 2.000 km Gleise als Reparationsleistung abgebaut. Zwischen Borsdorf und Coswig erfolgte Demontage des zweiten Streckengleises. Der Ferngüterverkehr zwischen Leipzig und Dresden wurde von 1951 bis 1971 im sogenannten Ringverkehr realisiert. Ende der 1960er Jahre begann der Wiederaufbau des 2. Gleises auf der Bahnstrecke Leipzig – Riesa – Dresden und deren Elektrifizierung. Mit Abschluss der Bauarbeiten endete 1971 der Ringverkehr durchgehender Güterzüge zwischen den Rangierbahnhöfen Engelsdorf in der Reichsbahndirektion (Rbd) Halle und Dresden-Friedrichstadt in der Rbd Dresden. Der Bahnhof Großbothen war fortan „Grenzbahnhof“ im Güterverkehr zwischen beiden Reichsbahndirektionen. Anfang der 1970er Jahre tauchten die ersten Diesellokomotiven im Streckendienst auf. Schon zum Ende der 1970er Jahre war die Dampflok nicht mehr die dominierende Traktion. Durch Verstärkung des Oberbaus war es jetzt möglich, die sowjetischen Großdieselloks der BR 120 auf der gesamten Strecke einzusetzen. Ab Frühjahr 1981 hatte man alle Dampfloks abgestellt. Durch die 1994 gegründete Deutsche Bahn AG (DB) erfolgte die Auflassung von Dienstposten und die Umwandlung von Bahnhöfen in Haltepunkte sowie die Neugestaltung von Bahnübergangssicherungsanlagen. Außerdem wurden einige Bahnübergänge durch Brücken ersetzt. Im Sommer 2016 übernahm die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) den Schienenpersonennahverkehr zwischen Leipzig und Döbeln.
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150 Jahre Hauptbahnstrecke Borsdorf-Coswig
150 Jahre Hauptbahnstrecke Borsdorf-Coswig
von Reinfried Polter
Meldung vom 14.01.2019Letzte Aktualisierung: 26.07.2022