Hebammenteam "Wendrich + Partnerinnen"© Redokart - David Rieger Die Serie der Geburtshilfe- beziehungsweise der Pädiatrie-Schließungen setzt sich fort. Im Jahr 2015 wurde die Geburtshilfe-Abteilung im Krankenhaus Oschatz geschlossen, so auch im Jahr 2020 im benachbarten Leisnig. Und jetzt 2023 nun Grimma. Wo soll das noch hinführen? Grimmas Oberbürgermeister Matthias Berger unterstützt die Demonstration.
Im Rahmen einer Demonstration, die am
- Dienstag, 19. September,
- 17.00 Uhr,
- auf dem Markt in Grimma
beginnt, erfolgt die Übergabe der Unterschriften an die geladenen Gäste:
- Sachsens Sozialministerin Petra Köpping und
- Landrat Henry Graichen, Aufsichtsratsvorsitzender der Muldentalkliniken
Nach einer Kundgebung auf dem Markt, bei der sich eine Hebamme der Hebammenpartnerschaft am Muldentalklinikum, Grimmas Oberbürgermeister Matthias Berger und auch Eltern äußern, setzt sich der Demonstrationszug in Richtung Krankenhaus in Bewegung. Ebenfalls ist ein Redebeitrag von Stephanie Hahn-Schaffarczyk, Vorsitzende des sächsischen Hebammenverbandes, geplant.
Am Krankenhaus Grimma in der Kleiststraße 5 werden symbolisch Grablichter abgestellt, die auf das Krankenhaussterben aufmerksam machen sollen.
Die abgestimmte Strecke des Demonstrationszuges führt über die Marktgasse, den Nicolaiplatz, die Zwinger- und Schulgasse über den Wallgraben, an der Sparkasse vorbei über die Straße des Friedens in die Käthe-Kollwitz-Straße. Die Käthe-Kollwitz-Straße und die Kleiststraße werden während der Demonstration halbseitig für den Verkehr gesperrt. An den Querrungen: Straße des Friedens und Wallgraben ist eine Polizeischleuse beantragt. Auf Grund des Demonstrationsgeschehens kommt es zu Beeinträchtigungen des Verkehrsflusses. Die Versammlungsbehörde des Landkreises Leipzig bestätigte die Versammlungsanmeldung.
„Hier geht es um mehr, als um uns“, äußerten sich die Hebammen. „Die Frauen, unsere Stadt, unsere Gesellschaft verliert eine Geburtenabteilung. Die Fahrtwege für wehende Frauen zur Geburt werden durch das große Grimmaer Einzugsgebiet von Döbeln, Leisnig, Mutzschen, Wermsdorf über Colditz, Bad Lausick und Naunhof unzumutbar. Frauen, vor allem von zweiten oder dritten Kindern, müssen befürchten, ihre Kinder auf dem Weg in die Geburtsklinik oder im Rettungswagen ohne geburtshilflich qualifiziertes Fachpersonal zu gebären. Die freie Wahl des Geburtsortes wird noch weiter eingeschränkt.
Hintergrund:
Im Jahr 2018 übernahm die neu gegründete eigenständige Hebammenpartnerschaft am Muldentalklinikum Grimma „Wendrich & Partnerinnen“ die Geburtenstation im Krankenhaus Grimma. Seitdem hat sich viel getan. Der Kreißsaal erinnert durch die wohlige Atmosphäre mehr an ein Wohnzimmer als an eine Krankenhausstation. Einen vollbelegten Wartebereich gibt es nicht, da immer jemand da ist, der zur Seite steht. Zuwendung, Nähe und Zeit sind für das hochmotivierte 13-köpfige Hebammen-Team die Arbeitsgrundlage und eine Rundumbetreuung von der Schwangerschaft bis zum Rückbildungskurs gehört zum Gesamtpaket. Das Grimmaer Beleghebammen-Konzept gefällt vielen Paaren und Frauen, die bald Nachwuchs erwarten. Die Hebammen begleiteten die Schwangeren von Beginn der Schwangerschaft an, über die Geburt hinweg bis ins Wochenbett und in die Stillzeit hinein betreut. Auch die stationär aufgenommenen Schwangeren wurden durch die Hebammen begleitet und fachlich mitversorgt. Das Team betreut im Jahr rund 300 Geburten.
Die Freiberuflerinnen schlossen Belegverträge mit den Muldentalkliniken ab, dadurch konnten sie die Hebammenbetreuung im Kreißsaal Grimma übernehmen, ohne bei den Muldentalkliniken angestellt zu sein. Im September 2023 erhielten sie die Kündigung durch die Geschäftsführerin der Muldentalkliniken gGmbH. Im April 2024 soll Schluss sein. Eine Mutter startete eine Petition. Die Abfuhr traf die Hebammen mit voller Wucht. „Wir sind traurig. Mit Herz und Seele sind wir im Muldental tätig um Frauen und Familien individuell, selbstbestimmt und sicher auf ihrem Weg zu begleiten. Unfassbar, dass das schon bald nicht mehr so sein soll“, äußerten sich die Hebammen auf ihrem Instagram-Kanal. Oberbürgermeister Matthias Berger: „Es macht mich sehr betroffen, dass die Hebammen die Kündigung der Muldentalkliniken erhielten. Das Hebammen-Partnerschaftssystem funktionierte wunderbar. Die werdenden Mütter lobten das Kreißsaal-Team und entschieden sich bewusst für Grimma. Es ist schade, dass nun in sechs Monaten Schluss sein soll. Wir werden uns stark machen.“
Da die Muldentalkliniken in eine finanzielle Schieflage gerieten, bewilligte der Kreistag des Landkreises Leipzig im Mai 2023 ein Liquiditätsdarlehen in Höhe von zehn Millionen Euro, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Ein Sanierungsplan soll gegensteuern. So ist unter anderem vorgesehen, die Gynäkologie, die Geburtshilfe und Pädiatrie am Standort Wurzen zu konzentrieren. Der Landkreis Leipzig ist alleiniger Gesellschafter der Muldentalkliniken. Die Muldentalkliniken gGmbH betreiben in Grimma und Wurzen jeweils ein Krankenhaus mit insgesamt 355 Planbetten, davon 177 Betten in Grimma und 178 Betten in Wurzen.
Transparente, Spruchbänder, Schrifttafeln, Fahnen sind erlaubt, wenn sie keine strafrechtlich relevanten beziehungsweise verfassungswidrigen Inhalte aufweisen. Es besteht Waffenverbot. Pyrotechnische Gegenstände sind verboten. Tiere sind bitte Zuhause zu lassen. Sofern Bildaufnahmen während der Versammlung gefertigt werden, wird auf das Recht am eigenen Bild hingewiesen. Die Bestimmungen des Pressegesetzes sind zu beachten. Es besteht Vermummungsverbot.