Grimma. In der europäischen Geschichte der Müllerei hat Grimma einen klangvollen Namen. Mit der Großmühle Grimma, der vielleicht ältesten Mühle Deutschlands, zu denen das ,,Mühlendreieck Höfgen" hinzu kam mit drei handwerklichen Mühlen sehr verschiedener Typen. Die Großmühle war bis 1990 ein produzierendes Technisches Denkmal durch die Arbeit von Dr. Hermann Gleisberg, die er bis 1972 privat leistete. Er führte sie bis zu seinem Lebensende als Betriebsleiter eines volkseigenen Betriebes weiter. Es ist bemerkenswert, was dieser hagere, stille Mann leistete, der meist druckreif sprach, wenn er sprach. In den 1950er Jahren wurde sein privates Mühlenmuseum nicht nur landesweit bekannt, sondern er wurde der Vertreter Deutschlands in der Sektion Technik im IKOMOS, einer speziellen Unterabteilung der UNO. Er arbeitete dort als Bürger der DDR, die es offiziell noch lange nicht gab. Er beantragte eine Rente und eine sogenannte ‚Intelligenzrente‘, die ihm verweigert wurde, denn er war ja ein Kapitalist, wenn auch kein Mühleneigentümer. Er verschenkte daraufhin symbolisch seine Sammlung mit dem Archiv an die Saalemühlen Bernburg. Nach der Privatisierung kam das Chaos über den bis dahin völlig intakten Betrieb, der wurde von verschiedenen, kurzfristigen ‚Besitzern‘ ausgeraubt und gefleddert. Nur die fast 100-jährigen ‚Foith-Wasserturbinen‘, die Dr. Gleisberg angeschafft hatte, fanden als „das ausgelöste Filetstück“ sehr schnell einen Käufer.
Durch einen Tausch wurde die Mühle Eigentum der Stadt, die sich für das Denkmal rettend einsetzte und eine neue Nutzung ermöglicht. Der 1848 umgebaute historische Kern – die „Roggenmühle“ – sowie die jüngere „Weizenmühle“ auf der Mühleninsel überstanden beide Flutkatastrophen. Um die Kostbarkeit der gesamten Anlage gab es Kämpfe, die positiv endeten. Hinter der Roggenmühle befindet sich ein Teil der neu entstandenen Hochwasserschutzanlage. Die neue Mauer fiel nicht als „Betonpalisade“ aus und wird bald „Patina“ ansetzen. Das Alte Seminar wurde vorbildlich saniert - mit der Roggenmühle wird der letzte Schandfleck in der Altstadt beseitigt. Dies ist durchaus ein Grund, auch von der gegenwärtigen Kreisstadt her neidvoll auf die Stadt fast ohne Baulücken zu sehen. Bis zum ehemaligen Mühlentor schreit das Ufer von der Steinbrücke förmlich nach verschiedenen Nutzungen. Die Kulturmeile müssen wir selbst gestalten und können nur kiebitzen, wie das in vergleichbaren Kleinstädten am Main mit ihren Traditionen funktioniert. Wir stehen vor dem Anfang dort möglichst oft anspruchsvolle, zu festen Terminen wiederkehrende Veranstaltungen zu machen, an denen sich die Einwohner selbst aktiv beteiligen müssen. Hier haben wir die Chance, uns etwas Einmaliges zu schaffen und zu genießen.