Der letzte Teichmüller Heinrich Brandt.© Archiv/Stadt GrimmaEtwas heimelig und romantisch liegt die Teichmühle zwischen Döben und Golzern im Tal, auch wenn es sie nicht mehr gibt. Einen Blick zurück. Als vor langer Zeit die staatlichen Verwaltungsinstitutionen das Müllerhandwerk regulierten, wurde noch das Aufschlagwasser für das große oberschlächtige Wasserrad das Wasser des Dorfbaches genutzt, der von da in den Teichmühlgraben weiter fließt. Dessen Wasser reichte aber nicht immer aus, um zwei Mahlgänge und einen Trennmahlgang gleichzeitig zu betreiben. So wurden drei Stauteiche angelegt, um periodisch mit voller Leistung mahlen zu können. Die Mühle und die Stauteiche betrieb Karl Hahn. Die Teichmühle wurde in den frühen 1930ern vollkommen mit staatlicher Unterstützung modernisiert, sie bekam eine Starkstrom- Trafo-Station und ein neues Rad. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Mahlgäste mit kleinen Mengen, die Ährenleser und die, die eine Menge Getreide tauschten. Dann wurde es still um die Mühle, sie verging und verschwand vollkommen. Die Brücke über den Teichmühlgraben ist eine Besonderheit. Um den Zustand des Weges zwischen der Teichmühle und den Dörfern Döben und Golzern kümmerte sich anfangs die Dorfgemeinschaft. Alle Einwohner waren dazu verpflichtet, auch die nicht bäuerlichen. Mit dem Straßenbau musste die solide Brücke über den tiefliegenden Bach nach Golzern gewölbt werden. Ein Baumeister übernahm die Sanierung und schuf ein hochwertiges Tonnengewölbe über den felsigen Tal- Grund. Das bedingte, dass das Widerlager links tiefer als rechts beginnen musste. Dazu wurde ein stabiles Gerüst in der Gestalt der Brücke gestellt und dicht mit Brettern belegt. Die Porphyr-Steine, die man für den Bau benötigte, konnten fast an Ort und Stelle gebrochen werden. Den Kalk für den Mörtel holte man aus der Nähe von Geithain. Von beiden Seiten beginnend wurden die Steine sorgfältig in Kalkmörtel zur Tonne gemauert und die Schlusssteine ebenso eingefügt. Um Kohle aus den Gruben Grechwitz und Neunitz zu den beiden Fabriken auf der Muldeninsel zu bringen, wurde die Kohlenstraße in Döben an die Teichmühle angeschlossen. Dazu hat man einen Durchlass gewölbt und eine Brücke über Teichmühlbach" geschaffen. Anfang des vorletzten Jahrhunderts rechnete man damit, dass täglich ein paar Pferdwagen über die Brücke fahren. Hundert Jahre später überstand sie auch Hunderte LKWs. In den 1990ern wurde die Brücke durch den Straßenbau vorbildlich modernisiert und saniert. Eine tragende Betonplatte über dem Gewölbe entlastet das Sprengwerk. Auch die Natur wandelte sich. Obstspritzungen und falsch verstandener Pflanzenschutz begünstigten das Schwinden der Krebse, der kleinen Fische, des Springfrosches und der Sumpfdotterblumen im Teichmühlengraben. Im Einklang mit sich, seiner Schwester und der Natur lebt der Eremit Georg Hahn am Graben, der jeden Laut im heutigen Landschaftsschutzgebiet deuten kann. Seit 50 Jahren verfolgt er die Veränderungen. Um die Wiesen links des Baches zu benutzen, mussten sie drainiert werden und die Gräben offengehalten werden. Als das nicht mehr gemacht wurde, versumpften die Wiesen. Die Pracht der Himmelschlüssel und des Knabenkrautes verging. Die Brüstungsmauer wuchs wildromantisch ein.
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Die Teichmühle in Döben
Die Teichmühle in Döben
von Rudolf Priemer
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Vereine
- Geschichts- und Altertumsverein zu Grimma e.V., Leipziger Straße 5, 04668 Grimma
- Interessengemeinschaft Ortsgeschichte Döben
Meldung vom 22.09.2020